Smartes Screening für mehr Versorgungsqualität in der Klinik

Etwa 30-40 Prozent der Krankenhauspatienten*innen haben Diabetes – und viele fallen durchs Raster.1,2 Problematisch, denn die Diagnose Diabetes erhöht u. a. das Risiko für Komplikationen.3 Ein Team des Universitätsklinikums Essen um PD Dr. med. Susanne Reger-Tan hat deshalb mit SmartDiabetesCare ein systematisches Screening mit gekoppeltem Alarmsystem für die Diabetesteams entwickelt. So soll die Patientenversorgung verbessert und der Arbeitsaufwand für die primären Behandler*innen reduziert werden.

19,4 Millionen Menschen in Deutschland benötigten 2019 einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus.4 Die Prävalenz des Diabetes im Krankenhaus wird auf 30-40 Prozent geschätzt.1,2 Doch die Behandlung aller Diabetespatienten*innen, auch derer mit einer Nebendiagnose Diabetes auf verschiedenen Stationen im Krankenhaus, ist eine schwierige Aufgabe. Aufgrund unterschiedlicher Verantwortlichkeiten, Strukturen in den unterschiedlichen Abteilungen und des Umstands, dass in die Behandlung viele Berufsgruppen involviert sind, ist die strukturierte Diagnostik und Therapie von Menschen mit Diabetes und einer Nebendiagnose eine Herausforderung. Aber auch die mit Nebendiagnose Diabetes Aufgenommenen benötigen eine diabetologische Betreuung. Hinzu kommt, dass von Diabetes Betroffene länger im Krankenhaus verbleiben, häufiger Komplikationen entwickeln und ein erhöhtes Mortalitätsrisiko aufweisen als Stoffwechselgesunde.3 Dadurch, dass im Laufe des Behandlungsprozesses viele verschiedene Berufsgruppen involviert sind, besteht zudem ein relevantes Risiko für Informationsverluste.

Neue Routine für mehr Sicherheit

Deshalb ist im Universitätsklinikum Essen mit SmartDiabetesCare ein systematisches Diabetesscreening in den Prozess der stationären Aufnahme implementiert worden, das HbA1c, Glukosespiegel und diabetesspezifische ICD-Codes abfragt. Bei auffälligen Screeningbefunden wird ein Algorithmus-getriggerter Alarm (eAlert) an das Diabetesteam gesendet, das dann zeitnah intervenieren kann. Der*die Patient*in erhält einen Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung sowie ein Klinik-Smartphone. Die durch den*die Patient*in oder durch das Klinikpersonal per Scan abgerufenen Glukosewerte werden sofort an das Diabetesteam weitergeleitet, das bei drohenden Hypoglykämien primarpräventiv Gegenmaßnahmen einleiten kann (integrierter Hypoglykämiealarm). Der große Vorteil von SmartDiabetesCare – entwickelt von einem Team rund um PD Dr. med. Susanne Reger-Tan, Leiterin des Diabeteszentrums am Universitätsklinikum Essen – liegt darin, dass sehr niederschwellig Hochrisiko-Patienten identifiziert, kontaktlos Glukosewerte gemessen und medizinisches Personal sowie Patienten*innen deutlich entlastet werden können. Auch ein bisher unbekannter Diabetes kann durch das Screening im Rahmen der stationären Aufnahme identifiziert und einer Behandlung zugeführt werden.

Steckbrief

ProjekttitelSmartDiabetesCare
Ansprech­partnerinPD Dr. med. Susanne Reger-Tan
susanne.tan @ uk-essen.de
Organisation/​​Initiative/​UnternehmenKlinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel
Universitätsklinikum Essen
Hufelandstraße 55
45147 Essen
www.endokrinologie.de

 

Quellen:
1. Müller-Wieland D et al. Int J Clin Pract. 2018; 72(12): e13273
2. Kufeldt J et al. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2018; 126(2): 123-129
3. Auzanneau M et al. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 407-12.
4. Statistisches Bundesamt (Destatis). Pressemitteilung; Stand: 13.12.2021