Ambulantes Glukoseprofil – visueller Output von CGM-Systemen

Berlin, 26.10.2021

Daten, Daten und nochmals Daten. Sicher, je mehr Messwerte, desto größer die Aussagekraft des Ergebnisses – das haben wir schon in der Schule gelernt. Und das gilt auch für das Diabetesmanagement. Die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) detektiert kurzzeitige Blutzuckerveränderungen und umgeht viele Limitationen der klassischen Blutzuckerselbstkontrolle.1 Sie erzeugt aber auch eine regelrechte Datenflut. Abhilfe schafft die Bündelung in einem Ambulanten Glukoseprofil.2

Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM-Systeme) gewinnen zunehmen an Bedeutung. Das zeigen nicht nur die Werbespots zur besten Sendezeit, sondern auch die aktuelle Diskussion um die Erweiterung des Einsatzes bei Menschen mit Typ-2-Diabetes.3 Es sind diverse Systeme zum Diabetesmanagement auf dem Markt, die Darstellung des Glukoseprofils ist aber standardisiert.2 Die vom Glukosesensor in der interstitiellen Gewebsflüssigkeit gemessenen Werte werden auf dem Empfangsgerät oder Smartphone zu einem standardisieren Report - dem Ambulanten Glukoseprofil (AGP) - zusammengefasst und visuell aufbereitet.2 Das klingt erstmal banal, führt man sich aber vor Augen, dass täglich bis zu 1.440 Messwerte zusammenkommen2, ist ein anschauliches Resümee doch sehr hilfreich. Die Daten des ausgewählten Zeitraums werden in Form eines 24-Stunden-Standardtages im Report zusammengefasst.4 Dieser besteht aus drei Teilen:

  • Statistiken zur Gewebeglukose
  • AGP
  • Tägliches Glukoseprofil

Zeit im Zielbereich – ins Grüne getroffen

Das Herzstück der Glukosestatistik ist die Zeit im Zielbereich (Time in Range, TIR). Dieser Wert beschriebt wie viel Prozent der Zeit sich die Glukosewerte in einem definierten Zielbereich befunden haben.1 Laut internationaler und deutscher Empfehlung sollte dieser für die meisten Menschen mit Diabetes auf 70 bis 180 mg/dl bzw. 3,9 bis 10,0 mmol/l eingestellt werden.1,4 Schwangere und geriatrische Patienten*innen bilden hierbei eine Ausnahme. Generell gilt: Je höher der Anteil im Zielbereich, desto besser. Ziel sind > 70 Prozent für Erwachsene mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Geringe TIR-Anteile deuten auf eine hohe Glukosevariabilität hin, der Hypo- und Hyperglykämien zugrunde liegen können.2,4 Visuell werden die Glukosewerte in einer Säule dargestellt. Grüne Anteile stehen für die Zeit im Zielbereich. Rote stehen für zu niedrige Werte, während die gelb bis orange angezeigten Anteile Zeiten über dem Zielbereich angeben (s. Abb. 1).

Weitere Daten der Statistik sind u. a. der Messzeitraum (min. 14, max. 28 Tage, unter Standardbedingungen, also kein Urlaub, Krankheit etc.)4, der durchschnittliche Glukosewert und die Glukosevariabilität.2

Schwankungen auf einen Blick – das AGP

Die Variabilität der Glukosewerte wird im APG gut sichtbar.2 Idealerweise würden alle Werte innerhalb der eingezeichneten TIR liegen (s. Abb. 2). In der Realität liegt ein Teil der blauen Kurve außerhalb des gekennzeichneten Bereiches. Die mittleren Glukosewerte werden als Mediankurve dargestellt.2 Im dunkelblauen Bereich liegen 50 Prozent aller Messwerte (Interquartil-Bereich, IGR).2 Über und unter diesem sind die hellblauen Außenränder des Interdezil-Bereichs (IDR) sichtbar, in dem 80 Prozent aller Werte liegen. Je breiter diese beiden Bereiche sind, desto stärker schwankt der Glukosespiegel.2 Darüber hinaus können Anzahl, Dauer, Tiefe und Frequenz von Hypoglykämien im ausgewählten Zeitraum mit den Softwarelösungen sehr genau analysiert werden.2 Nach Bedarf können Glukoseprofile einzelner Tage herangezogen werden, um auf Ursachenforschung zu gehen.

In diesem Jahr wurde vom International Diabetes Center ein neues Design des AGP vorstellt Zukünftig wird es bunt – analog zur TIR-Säule werden Anteile im, über und unter dem Zielbereich entsprechend farblich gekennzeichnet.6

Weiterführende Informationen


Das International Diabetes Center hat auf einer Website alle wichtigen Infos zum AGP zusammengestellt.

Möchten Sie sich nach unserer Einführung an die Interpretation des AGP-Reports herantrauen? Prima – bei diabetologie-online gibt es eine Fortbildung, die Sie durch alle wichtigen Schritte führt. Oder Sie legen sich die AGP-Fibel zu, in der Dr. Jens Kröger und weitere Autoren alle Wesentliche zur Auswertung zusammengetragen haben.

Ist die TIR eine Alternative oder eine Ergänzung zum HbA1c? Das diskutieren am 27. Oktober Dr. Guido Freckmann (Ulm) und Prof. Dr. Andreas Pfeiffer (Berlin) in unserer interaktiven Diskussionsreihe „Dia:cussion“. Nicht verpassen!


Quellen:
1. Danne T et al. Diabetes Care 2017; 40: 1631-1640
2. Kröger J. Diabetes-Forum 2019; 31 (10): 27-32
3. Dtsch Arztebl, www.aerzteblatt.de. 03.06.2021
4. Kröger J et al. Diabetologie und Stoffwechsel 2018; 13(02): 174-183
5. International Diabetes Center. www.agpreport.org (Stand 07.10.2021)
6. Bergenstal RM et al. ATTD 2021

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Ihr Feedback hilft uns, unsere Inhalte interessant zu gestalten.

Thank You For Your Ratings.

Empfehlen Sie diesen Artikel

Weitere Themen

Keine Nischenprodukte mehr

Im Jubiläumsjahr des ATTD 2022 zeigt sich: Die Diabetestechnologie ist in Praxis und Klinik angekommen.

Mehr erfahren
Gezielte Prävention – zukünftig via App

Die Prävalenz ist hoch: Höchste Zeit für eine App, die schnell Personen mit hohem Risiko für Typ-2-Diabetes identifiziert. Dr. Katsiaryna Prystupa erklärt die Hintergründe.

Mehr erfahren
So verordnen Sie die App auf Rezept

Fünf Anwendungen sind in der Kategorie „Hormone und Stoffwechsel“ im DiGA-Verzeichnis des BfArM gelistet. So einfach kommt die App zum*zur Patienten*in.

Mehr erfahren